Die Villa Sarraz in dem Dorf Les Issambres an der Côte d'Azur ist ein Wohnhaus, das zwischen 1986 und 1989 von den Architekten Rudolf Olgiati und Alfred Werner Maurer errichtet worden ist. Das einzige in Frankreich errichtete Bauwerk dieser Architekten ist auf den besonderen Ort über dem Mittelmeer konzipiert. Die Villa Sarraz eine kubische Architektur, die von der Bündner Bautradition und vor allem einer Moderne, die sich an Le Corbusiers Schriften und Bauten orientierte, ableitete.“[1][2]
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2+3 1 Süd-Ostansicht 2 Ostansicht 3 Hauszugang © Alfred Werner Maurer
Die Villa liegt auf der Hügelspitze eines steil abfallenden Hanges mit weitem Panoramablick auf das Mittelmeer und die Gebirgszüge des Esterel und des Massif des Maures. Die aus dieser Topografie der um 180 Grad drehenden Höhenlinien und der gesetzlichen Vorgabe zur Abstandsfläche entwickelte Mauerweise schützt das Hausinnere und die Atriumhöfe vor den kalten Winden. Um die Mauerwerksschalen nicht zu durchschneiden, sind die unterschiedlichen großen Fenster fast ausnahmslos quadratisch.“[3] Die entlang der Abstandslinie gestaffelten neun Meter hohen Wände des Hauses und der Höfe fächern sind nach Süden zur See hin auf, und große rahmenlose Glasflächen über Eck öffnen sich zu den Terrassen und der Landschaft. Ein sich zu den Räumen öffnender Aufgang im Innern des Hauses aus konvex und konkav geschwungenen Treppen erschließt vertikal und horizontal den Gebäudekomplex. in der Architekturgeschichte. Die Entwürfe.“[4] “[5] “[6] zeigen eine besondere, aus der Funktion des Wohnens entwickelte, Formensprache: Damit die Treppe von der Eingangsdiele zur Beletage die Einheit der Wohnräume nicht stört, ist diese gleich dem Niedergang eines Segelschiffes zwischen Wohn- u. Essraum eingestellt. Das Sonnenlicht für die Wasserfarbe des Hallenbades im Sockelgeschoss wird durch eine bodengleiche Lichtöffnung vor der Südwestlichen 'Nur-Glas-Ecke' des Wohnraumes eingefangen. Um den Meeresblick zu ermöglichen, ist die Terrasse über Eck zur gleich hohen Brüstungsmauer um drei Stufen abgesenkt. Die notwendige Abstaffelung der aus der Topografie erforderlichen diagonalen Stellung des Baukörpers im Hanggelände, wird im Norden mit der Raumgestaltung durch einen zentralen Kamin mit betonierten Sitzbänken davor, der Betonplatte des Arbeitstisches und der zur Nachbarschaft haushoch geschlossenen nur nach Süden zur See öffnenden Atriumwände geschaffen. Das Pultdach folgt der nach Süden abfallenden Hanglinie und schmiegt den Baukörper an den Hang. Zum Schutz vor dem Mistral ist das Außenschwimmbecken in den Fels eingegraben. Die Glasschiebewand zwischen Innen- und Außenschwimmbad wird von einer Treppenbrücke, zugleich Erschließungsweg von der Schwimmbadebene zur Wohnterrasse, überspannt. Die Disposition des Hauszuganges im Sockelgeschoss der Süd-Ostecke grenzt das Wohngeschosses und die umgebenden Terrassen mit Schwimmbad von der Hauszufahrt ab und verwehrt Zugang und Einblick, ohne den Blick zur See einzuschränken.
Modell Villa Sarraz 1 Nord-Westseite mit Atriumhof 2 Südseite © Alfred Werner Maurer
Der Name der Villa „Sarraz“ ist eine Hommage an die Initiatoren der Architektengruppe CIAM, die im Juni 1928 in La Sarraz (Schweiz) ihren ersten Kongress veranstalteten.[7] Aus der Analyse der Architektur Le Corbusiers und der mediterranen Architektur der Sarazenen entstand der kubische Baustil des Hauses.[8]
Rudolf Olgiati (* 7. September 1910 in Chur; † 25. September 1995 in Flims) war ein Schweizer Architekt.
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Rudolf Olgiati war Sohn des Rechtsanwalts Oreste Olgiati und Bürger von Poschiavo und Chur. 1927 erwarb er die Matura an der Bündner Kantonsschule in Chur. Anschliessend studierte er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, wo er 1934 bei Josef Zemp in Kunstgeschichte abschloss. Von 1935 bis 1937 folgte ein längerer Aufenthalt in Rom. Anschliessend war Rudolf Olgiati als Architekt tätig, zunächst in Zürich und ab 1944 in Flims, wo er bereits 1930 ein Haus aus dem Familienbesitz erworben und umgebaut hatte. Sein Sohn Valerio Olgiati ist ebenfalls als Architekt tätig und lebt heute in Flims im Haus seines Vaters.
Rudolf Olgiati war ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit und einer der ersten, die Mitte der 1950er Jahre die Bedeutung und Wirksamkeit historischer Gestaltungsprinzipien für die Architektur der Moderne entdeckten. Er baute vorwiegend Einfamilienhäuser im gebirgigen Graubünden und restaurierte alte Patrizier- und Bauernhäuser, später auch Bauten in Südfrankreich und Deutschland zusammen mit Alfred Werner Maurer.[1] [2] [3]
Seine kubische Formensprache bewegte sich im Spannungsfeld zwischen lokaler Bündner Bautradition, der griechischen Antike und einer sich vor allem an Le Corbusier orientierenden Moderne. Er strebte damit ein universelles, zeitloses und radikal modernes Bauen an, welches gleichermassen den Einfluss internationaler Architektur wie das Autochthone der Schweizer Architektur dokumentiert und sich dabei seiner ideologischen und formalen Bezüge stets bewusst ist. Bei Olgiati, der den Rückgriff auf traditionelle Elemente niemals als restaurativ verstanden wissen wollte, vereinigt sich die Architektur mit lokaler Tradition und mit dem Ort als solchem, den er durch die Herstellung einer intimen Beziehung zwischen Architektur und der ansässigen Gesellschaft neu zu "schaffen" beanspruchte.
Seine Arbeiten wurden 1977 von der ETH Zürich, 1986 in der Freien Akademie der Künste in Hamburg, 1986 an der Technischen Universität Berlin und 1988 an der Kunstuniversität Linz ausgestellt. 1981 erhält er den Kulturpreis des Kantons Graubünden. 1988 entstand ein Dokumentarfilm über Rudolf Olgiati, der überdies mit streitbaren Thesen immer wieder in die Architekturdebatte eingriff. Breite Aufmerksamkeit fand etwa sein Kommentar "Unwissende Kitschbrüder zerstören unsere Heimat"[4] zum neuen Erscheinungsbild des nach seiner Ansicht "zu Tode renovierten" Arcas-Platzes in Chur. [5][6]
Personendaten | |
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NAME | Olgiati, Rudolf |
ALTERNATIVNAMEN | Olgiati-Schneider, Rodolfo; Olgiati, Rodolfo |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Architekt |
GEBURTSDATUM | 7. September 1910 |
GEBURTSORT | Chur |
STERBEDATUM | 25. September 1995 |
STERBEORT | Flims |
Alfred Werner Maurer (* 1945 in Saarbrücken) ist ein deutscher Architekt, Bauforscher und Kunsthistoriker
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Alfred Werner Maurer studierte von 1964 bis 1968 an der Technischen Hochschule Saarbrücken, 1969 bis 1970 an der Hochschule für Gestaltung Ulm, dem Institut für Umweltplanung der Universität Stuttgart und von 1970 bis 1972 an der Universität Innsbruck Architektur und an der der Technischen Universität Kaiserslautern Stadt- und Raumplanung. Er erwarb das Diplom in Architektur. Von 1973 bis 1977 studierte er an der Universität des Saarlandes Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Vor- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie. Anschließend war er Doktorand bei Peter Volkelt mit dem Dissertationsthema „Schlossbauten des 19. Jh. in Frankreich“.[1]
1973 nahm er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Saarbrücken unter Leitung von Rolf Hachmann an den Ausgrabungen des Tell Kamid el-Loz (Kumidi) im Libanon teil. 1974 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität des Saarlandes an der von Winfried Orthmann geleiteten Ausgrabung der 5000 Jahre alte Stadtanlage Tall Munbāqa (auch Ekalte (Mumbaqat)) in Nordsyrien. 1977 wurde Maurer zum Grabungsleiter in Mumbaqat in Syrien für die Deutsche Orientgesellschaft Berlin und die Universität des Saarlandes berufen. Gleichzeitig übernahm er eine Stelle als Dozent für Stadtbau, Architektur und Ärchäologie in seiner Heimatstadt. Zugleich war er als Architekt und Bauforscher tätig.[1] Unter anderem war er an der Sanierung des Saarbrücker Schlosses in den 1980er-Jahren beteiligt.[2]
Alfred Werner Maurer war zudem Vorstandsmitglied im Deutschen Fechterbund.
Personendaten | |
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NAME | Maurer, Alfred Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Bauforscher |
GEBURTSDATUM | 1945 |
GEBURTSORT | Saarbrücken |