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Architektur | News

Effekträume 1: Niederlande, Polen, Serbien

Ein Vorhang tanzt durch den niederländischen Pavillon, in Polen vibrieren die Wände und im serbischen Pavillon darf jeder mal auf die überdimensionale Pauke hauen: Die Kuratoren einiger Länderpavillons in den Giardini inszenieren ihren Pavillon selbst als Ausstellungsstück. Drei dieser 'Effekträume' stellen wir heute vor: Niederlande, Serbien und Polen.

Im niederländischen Pavillon

In einem anderen Leben wäre Modedesigner Peter Niessen vermutlich Tänzer geworden: Der Mitgestalter des diesjährigen holländischen Biennale-Beitrags in den Giardini steht keine Sekunde still, während er uns sein Konzept erklärt. Re-Set heißt die Installation, für die das Büro Inside-Outside (Petra Blaisse) von Kurator Ole Bouman (nAi) beauftragt wurde. Es bezieht sich einerseits auf den niederländischen Beitrag von vor zwei Jahren, als der Pavillon buchstäblich „bis zur Decke“ mit Modellen leerstehender Gebäude in Holland gefüllt war. Andererseits steht der Pavillon selbst acht Monate im Jahr leer – nämlich dann, wenn keine Kunst- oder Architekturbiennale stattfindet. Diese Leere soll 2012 thematisiert werden, daher wird der Rietveld-Pavillon nun zu seinem eigenen Exponat. Die Holländer inszenieren dies ebenso einfach wie schön: Ein Vorhang aus unterschiedlichen Stoffen und Materialien fährt in 5-Minuten-Sequenzen an einer mäandrierenden Schiene durch den Pavillon und teilt so jeweils andere Raumabschnitte – oder auch das Publikum – ab.

Niederländischer Pavillon

Dadurch ergibt sich ein lebendiges Licht- und Farbenspiel, das durch die eigens für diese Ausstellung eingebrachten Lichtspiegel in der Decke verstärkt wird. Während letztere die Sonnenstrahlen wie Lichtfenster an die Wände reflektieren, wirft die pinkfarbene Seite des Vorhangs einen rosafarbenen Schimmer in den Raum. Transparente,  geschlossene und metallische Flächen wechseln sich hier ab. Und wenn man den ganzen Zyklus abwartet, kann man sogar eine Sonnenfinsternis erleben...

Die Serben hatten bereits bei der vergangenen Architekturbiennale 2010 ihren Pavillon zum eigenen Ausstellungsstück erklärt. Damals stellten sie einen großen Kasten in den schmalen Raum, in den immer nur eine Person hineindurfte, während alle anderen von außen durch kleine runde Gucklöcher hineinschauen und dem Einzelnen beim anschauen zuschauen durften. Während es vor zwei Jahren also vorrangig ums Sehen ging, spricht Kurator Igor Maric 2012 mit der von ihm beauftragten Installation den Hör- und den Tastsinn der Besucher an: Ein riesiger Tisch steht als Interpretation des Biennale-Themas Common Ground mitten im Raum.

Die Welt ist eine Scheibe - im serbischen Pavillon.

Dabei übersetzen die Ausstellungsmacher den Titel wörtlich: Common steht für eine Einheit, etwas Unteilbares, gleichzeitig Alltägliches. Ground steht für den Grund, die Basis. Heraus kommt eine überdimensionale Platte, die einerseits ein Tisch, gleichzeitig aber auch Resonanzboden ist. Denn wenn man darauf klopft oder trommelt, wird dies in unterschiedliche Klänge übersetzt, die aus den Lautsprechern tönen. Der Common Ground wird hier zum Resonanzboden eines gemeinsamen Trommelfeuers. 

Im serbischen Pavillon wird der 'Common Ground' zum Resonanzboden.

Ein bisschen Bauko nachholen: Der Momentenverlauf der enormen Lasten des großen Tischs wird an der abfangenden Stahlkonstruktion darunter deutlich.

Irgendwas stimmt hier nicht: Eigentlich ist der polnische Pavillon ein freundlicher, heller Raum mit Holzfußboden, grauen Wänden und einem aufwändigen Oberlicht. Doch das ist nur der erste Eindruck. Sobald man in dem von Katarzyna Krakowiak unter Kurator Michal Libera gestalteten Raum herumläuft, merkt man, dass nicht nur die Wände schief sind und der Boden schräg ist. Die Eingeweide des Gebäudes klappern, brummen und vibrieren, denn ihre Geräusche werden per Lautsprecher in den Pavillon übertragen. Es ist laut. Making the Walls quake as if they were dilating with the secret Knowledge of great Powers heißt der Beitrag, und er war der diesjährigen Biennale-Jury eine Besondere Erwähnung wert. 

Polnischer Pavillon

alle Fotos: Jonas Stürzebecher

05.09.2012

 

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